Geschichte

Älteste Funde einer Besiedlung des Steinbergs, der „Billendorfer Kultur“, gehen auf die Eisenzeit, ca. 800-500 vor Chr. zurück. Um die Zeitenwende lebten im Elbtal germanische Nomadenstämme und um 800 nach Chr. legten die Sorben ihre ersten Siedlungen an.
Seit rund 1100 wird in Sachsen Weinbau an den Elbhängenbetrieben.

Die Villa auf dem ehemaligen Weinberg geht in ihren Grundzügen bereits auf das 18. Jahrhundert in die Zeit Augusts des Starken zurück. Das erste Haus könnte vermutlich zwischen 1750 bis 1780 entstanden sein oder gar noch früher. Die erste Nennung eines Eigentümers ist auf einer Radierung aus dem Jahr 1799 zu finden: Churfürstlich Sächsischer Kammerherr Gottlob Ernst Ferdinand von Knoch.

In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts waren der Maurermeister Johann Gottlieb Ehlich und Johannes Hinck Eigentümer.

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1861 erwarb der Herausgeber des Dresdner Anzeigers Justus Friedrich Güntz das Grundstück. Noch kurz vor seinem Tod 1875 ließ er das bestehende Haus zur Wohnvilla umbauen und erweitern. Ein Gärtnerhaus, ein Kutscherhaus und ein Geflügelhaus mit Taubenschlag ergänzten das Anwesen.

Güntz liebte den Gartenbau und ließ deshalb eine große Gewächshausanlage errichten, in der Ananas gezogen wurden. Ein zur selben Zeit erbauter Wasserturm mit einem 5000 Liter fassenden Kupferbehälter sicherte die Bewässerung der exotischen Pflanzen und diente gleichzeitig als Aussichtsturm. 1959 wurde der Turm gesprengt.

1881 gelangte das Grundstück in den Besitz des aus Russland zurückgekehrten Großindustriellen Julius Robert Spies. 1898 bekam es sein Schwiegersohn, der Fabrikbesitzer Robert Wollner, dessen Namen die Villa noch heute trägt.

1908 beauftragte Robert Wollner den bekannten Architekten Wilhelm Kreis mit dem Umbau des Hauses. So entstand eine luxuriöse neobarocke Villa mit einem repräsentativen Portikus an der Westseite, einem Wintergarten an der Ostseite, großzügigen Treppen- und Terrassenanlagen, einem Park mit Plastiken (u.a. von Georg Wrba und Rudolf Born, Wandschmuck im Haus von Karl Weinbrenner), Wasserbecken und einem Teepavillon.

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Die Villa vereint neben barocken Zügen auch antike Formen und Elemente der englischen Landhausarchitektur und des Jugendstils. Zusätzlich zur Zentralheizung wurden in der Villa zahlreiche prachtvolle Kamine installiert. Stuck- und Goldverzierungen, Marmor und Edelhölzer verleihen dem Inneren des Hauses ein prunkvolles Erscheinungsbild.

Von der Villa Wollner führt eine Brücke zum gegenüberliegenden Grundstück der Villa Asta und diente den benachbarten Familien Wollner und Spies als Übergang für ihre gemeinsamen Treffen und zum Tennisplatz.

Nach Wollners Tod gelangte die Villa 1928 in den Besitz des Freistaates Sachsen. Zunächst diente sie als Heilerziehungsheim für jugendliche Enurese-Patienten. 1933 begann die Aufstellung einer kasernierten Einheit des SS-Sonderkommandos „Sachsen“ in der Wollnervilla. Bis zum Frühjahr 1934 waren etwa 100 SS-Angehörige hier einquartiert. Ab 1934 zogen nacheinander eine SS-Sportschule, eine SS-Führerschule und der Reichsarbeitsdienst ein.

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1945 wurde die Villa schließlich als „Heimschule für Lehrerbildung“ für die Ausbildung von Neulehrern genutzt, bevor sie ab 1950 bis hin zur Wende von der Pädagogischen Hochschule betrieben wurde. Von 1990 bis 1999 lag sie brach und war dem Verfall anheim gegeben.

Seit 1999 befindet sich das Haus in Privatbesitz. Die jeweiligen Eigentümer haben sich für den Erhalt des historischen Baudenkmals sehr engagiert und es aufwändig und liebevoll restauriert, so dass es vor dem Verfall bewahrt werden und in altem Glanz wiedererstehen konnte.

Seit 2015 wird das Anwesen als Tagungsstätte und Veranstaltungsort für private Feiern, Wirtschaft und Kultur betrieben und beherbergt den Sitz der LIOHT Stiftung, des IFEB Instituts, der OUSIA Architekten und von Susanne Homann Steuerberatung, die sich alle der Pflege, dem Erhalt und Betrieb des Anwesens verpflichtet haben.

 

 

Quellen:

  • Georg Dehio (Hrsg.): Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler. Dresden. Deutscher Kunstverlag, München und Berlin 2005, S. 228.
  • Rainer Ehlich, Claudia Müller, Otto-R. Wenzel: Wachwitz. Geschichte eines Fischer- und Weindorfes. Elbhang-Kurier-Verlag, Dresden 2000.
  • Gilbert Lupfer, Bernhard Sterra und Martin Wörner (Hrsg.): Architekturführer Dresden. Dietrich Reimer Verlag, Berlin 1997, S. 149.
  • Siegfried Thiele: 99 Dresdner Villen und ihre Bewohner. HochlandVerlag, Pappritz 2009
  • Dr. C. Baer (Hrsg.): Moderne Bauformen, Monatshefte für Architektur und Raumkunst, Jahrgang X, 1911, Heft 1
  • Winfried Nerdinger, Ekkehard Mai (Hrsg.): Wilhelm Kreis, Architekt zwischen Kaiserreich und Demokratie 1873-1955, Klinkhardt & Biermann Verlag
  • de.wikipedia.org/wiki/Villa_Wollner
  • www.dresdner-stadtteile.de
  • www.altesdresden.de
  • www.deutsche-digitale-bibliothek.de
  • www.entwicklungsforum-dresden.de